Fotos: Axel Lotz
Der Förderkreis Kunst und Kultur Offenburg vergibt seit 2005 in Kooperation mit der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe seinen "Förderpreis Kunst + Kultur". Im Turnus von zwei Jahren werden ehemalige Absolventinnen und Absolventen der Akademie ausgezeichnet, die sich für das Graduierten-Stipendium des Landes Baden-Württemberg bewerben. Zur Auszeichnung gehören ein Preisgeld, Katalog sowie eine umfassende Ausstellung. Damit schafft der Förderkreis Freiräume für junge künstlerische Positionen.
"Junge Kunst braucht Aufmerksamkeit. Junge Kunst benötigt Unterstützung. Beides lässt der Förderkreis ... den Absolventinnen und Absolventen der Staatlichen Akademie ... zukommen. Wichtig für die jungen Künstlerinnen und Künstler ist aber nicht nur die finanzielle Unterstützung. Sie haben zudem die Möglichkeit, sich öffentlich ... zu präsentieren. Dies macht den Förderpreis zu einer begehrten Auszeichnung". (Prof. Harald Klingelhöller, ehem. Rektor der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe).
Öffnungszeiten Galerie im Artforum: Freitag 17-20 Uhr, Samstag und Sonntag 14-17 Uhr
Mittwoch, den 4. Dezember 2024, 15 Uhr: Ein angeregtes Bildgespräch mit Renate von Heimburg
Sonntag, den 15. Dezember 2024, 14 Uhr: Finissage mit den Preisträgerinnen
Fotos: Manfred Niesel, Axel Lotz
Grischa Kaczmarek präsentiert Malerei in kraftvoller Buntfarbigkeit. Der Farbauftrag erfolgt in einer Weise, die den Pinselduktus aus der Distanz nicht mehr erkennen lässt. Beim Herantreten jedoch offenbart sich die Haptik und Textur der Farbe, die sich überraschend in einer Bandbreite unterschiedlicher Modi ausdifferenziert, mit denen Farbe auf den Bildträger aufgebracht wird. Die Bilderzählung, die sich aus der Konstellation der figürlichen Bildelemente ergibt, ist ein Aspekt im Schaffen von Grischa Kaczmarek.
Die schiere Faszination am Zusammenspiel der Farben, an ihrer Wirkung, die einzelne Bildpartien vor- oder zurückweichen lässt, ist der Beweggrund, der den Maler zur Erschaffung immer neuer bildlicher Szenarien treibt. (Kuratorin Dr. Maria Lucia Weigel, Kunsthistorikerin, Heidelberg / Redeauszug)
Cynthia Wijono erkundet in ihrem Werk den Raum als Lebensraum sowohl von Flora und Fauna als auch von Menschen. Sie arbeitet mit und im Raum, indem sie ihn als Habitat für Lebewesen aller Art erschließt. Wie können Mensch und Tier in knapper werdenden Lebensräumen in friedlicher Koexistenz miteinander leben? Diese Fragen leiten die Künstlerin in ihrem Schaffen. Die von ihr verwendeten Materialien, getrocknete Blätter, Gras und andere in der Natur gesammelte organische Stoffe, bewahren im Gedächtnis der Kunstschaffenden ihrer Herkunft, zeugen von ihr und dienen zugleich als Baustoff für Kokons, Nester von Tieren, die ihrem Ursprung nach der von Menschenhand erschaffenen Architektur menschlischer Behausungen entsprechen. (Kuratorin Dr. Maria Lucia Weigel, Kunsthistorikerin, Heidelberg / Redeauszug)
Andreas Reck lotet in seinem Werk das Potential von Malerei aus, ein figurativer Ansatzes dient dabei als Ausgangspunkt. Die Bildsprache der Pop Art gilt dem Künstler als Stilmittel. Alltag in den Blick nehmen, der Triviales und Mediales einschließt, Entlehnen von Bildmotiven aus dem Internet, Anleihen bei Comics und Netflix-Serien, so stellt sich der motivischer Aspekt dieser Strategie dar. Bad painting, die Negation technischer Fertigkeit und Würdigung von Kitsch zugleich, ist dem Maler Handlungsmaxime und Gestaltungsstrategie. Titel werden nachträglich vergeben, sie wiederum regen einen neuen Blick auf das Bildgeschehen an, das sich nicht einer am Beginn des Bildwerdens stehenden Bildidee unterwirft. (Kuratorin Dr. Maria Lucia Weigel, Kunsthistorikerin, Heidelberg / Redeauszug)
Fotos: Manfred Niesel, Axel Lotz
Jana de Jonge zeigt neben Video Installationen auch Papierarbeiten. Beide Facetten ihres Werkes stehen in enger Beziehung zueinander. Ausgangspunkt der künstlerischen Umsetzung sind Zeichnungen, die die Künstlerin in Skizzenbüchern sammelt. Der Strich des Pinsels auf dem Bildträger als bildsprachliches Grundmodul rückt dabei in den Blick. Die Setzung von Farben auf dem Bildträger zeugt einerseits von der Vehemenz des Malaktes und ist andererseits eine nur bedingt steuerbare Äußerung des Individuums, stets einzigartig. Aus schablonierten Motiven leiten sich die Videoarbeiten ab. Wesentlicher Bestandteil sind Scherenschnitte aus Blech. Die metallenen Objekte bilden die Projektionsfläche für farbige Module, die sich im Videofilm in rhythmischer Taktung über die Bleche bewegen. Durch die Programmierung der Algorithmen vorgegeben, rieseln Schwärme von Modulen über die Metallflächen. (Kuratorin Dr. Maria Lucia Weigel, Kunsthistorikerin, Heidelberg / Redeauszug)
Ausgangspunkt der Schöpfungen von Anja Michaela Kretz sind Musikinstrumente, die in ihre Einzelteile zerlegt und diese in neue gestalterische Zusammenhänge überführt werden. Dabei lässt sich die Künstlerin vom Material inspirieren; es beginnt ein spielerischer Prozess von Konstruktion und Dekonstruktion, der auf ästhetischer Ebene der Formfindung dient, jedoch in der Reflexion auch den Versuch darstellt, dem Gestaltlosen Gestallt zu geben. Der Ursprungskontext der Gestaltungselemente schwingt stets mit, sies verleiht den Arbeiten in konzeptueller Hinsicht Spannung und Reiz. Der Betrachter denkt hinzu, was nicht gezeigt wird, weil ihm der ursprüngliche Funktionszusammenhang visuell vertraut ist. (Kuratorin Dr. Maria Lucia Weigel, Kunsthistorikerin, Heidelberg / Redeauszug)
Die in den Arbeiten von David Richter auf Folie aufgebrachte farbige Setzungen, die sich auf die zugrundeliegende Komposition beziehen, werden per Abklatsch auf einen anderen Bildträger übertragen. Nach dem Entfernen der Folie treten die Farbpartien in einer charakteristischen Gestalt in Erscheinung, sie sind abgeplattet und bilden feine Grate aus. In weiteren Schritten werden Farben mit dem Pinsel aufgetragen, sie diffundieren in das Trägermaterial oder stehen auf dessen Oberfläche als pastose Masse. Räumliche Tiefe wird auf diese Weise nicht mit den illusionierenden Mitteln der Malerei erreicht, sondern in realer physischer Präsenz von Farbe. (Kuratorin Dr. Maria Lucia Weigel, Kunsthistorikerin, Heidelberg / Redeauszug)
Fotos: Heinz Windhäuser / Axel Lotz
Der Förderkreis Kunst und Kultur Offenburg vergibt seit 2005 in Kooperation mit der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe seinen "Förderpreis Kunst + Kultur". Im Turnus von zwei Jahren werden ehemalige Absolventinnen und Absolventen der Akademie ausgezeichnet, die sich für das Graduierten-Stipendium des Landes Baden-Württemberg bewerben. Zur Auszeichnung gehören ein Preisgeld, Katalog sowie eine umfassende Ausstellung. Damit schafft der Förderkreis Freiräume für junge künstlerische Positionen.
"Junge Kunst braucht Aufmerksamkeit. Junge Kunst benötigt Unterstützung. Beides lässt der Förderkreis ... den Absolventinnen und Absolventen der Staatlichen Akademie ... zukommen. Wichtig für die jungen Künstlerinnen und Künstler ist aber nicht nur die finanzielle Unterstützung. Sie haben zudem die Möglichkeit, sich öffentlich ... zu präsentieren. Dies macht den Förderpreis zu einer begehrten Auszeichnung". (Prof. Harald Klingelhöller, ehem. Rektor der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe).
Fotos: Michael Bode, Axel Lotz
"Der Förderkreis Kunst + Kultur Offenburg unterstützt mit beispielhaftem bürgerschaftlichem Engagement die Bildende Kunst: seit 2011 durch den „Oberrheinischen Kunstpreis“ und seit 2005 durch den „Förderpreis Kunst + Kultur“, mit dem bislang 14 junge und vielversprechende Absolventinnen und Absolventen der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe ausgezeichnet wurden. „In 7 Rooms I Junge Kunst am Oberrhein“ stellt das Projekt „Förderpreis“ vor, rekapituliert das Erreichte und gibt einen spannenden Ausblick auf das, was noch kommt. Ausgehend von den sieben Räumen der Städtischen Galerie zeigt die Ausstellung exemplarisch sieben ausgezeichnete Künstlerinnen und Künstler und gibt ihnen die Möglichkeit, jeweils einen Raum zu bespielen. Es handelt sich damit nicht um eine klassische Gruppenausstellung, sondern um sieben Einzelausstellungen, die, so unterschiedlich wie die Preisträgerinnen und Preisträger selbst, die ganz individuellen künstlerischen Positionen vermitteln". (Dr. Gerlinde Brandenburger-Eisele, Leiterin der Städtischen Galerie Offenburg und die Kuratoren Hannah Eckstein und Christian Malycha)
"Nach beinahe 15 Jahren Engagement hält der Förderkreis jetzt in musealem Kontext Rückschau. >In 7 Rooms< lautet der Titel der Ausstellung ... , die das Engagement des Vereins, die Ausgewählten, aber auch die Kunstakademie Karlsruhe für ihre künstlerische Ausbildung würdigt. Dies ist eine Anerkennung, die uns viel bedeutet". (Prof. Harald Klingelhöller, Rektor der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe).
Fotos: Manfred Niesel / Axel Lotz
Maximilian Martinez knüpft in seiner Malerei an figurative und gegenständliche Formulierungen an. Eine genaue Beobachtung der Umgebung, in der sich der Künstler aufhält, steht am Beginn der künstlerischen Auseinandersetzung. Alles begegnet dem Künstler als Sensation, als bedeutsames Geschehen, dessen geheime Poesie sich im malerischen Transformationsprozess entfaltet. Das Geschehen wird dabei nicht in seiner ursprünglichen Funktion wahrgenommen, sondern auf die Tauglichkeit als Bildobjekt hin überprüft. Der Gegenstandsbezug wird dabei durch malerische Intervention aufgebrochen. Bildliche Abstraktion ist das Resultat. (Kuratorin Dr. Maria Lucia Weigel, Kunsthistorikerin, Heidelberg / Redeauszug)
Betty Rieckmann ist Lichtkünstlerin. Brechungen und Spiegelungen spielen in ihrem Werk ebenso eine Rolle wie absichtlich gewählte Nuancen farbigen Lichts. Durch Licht werden Räume definiert und erschlossen, aber auch in ihrer Ausdehnung verändert. In der Installation "Thi-Light" entfalten sich symbolische Bezüge zum indianischen Wohnzelt. "Thi" bezeichnet in nordamerikanisch-indianischen Sprachen "wohnen, leben, verweilen", "Pi" deutet die Mehrzahl an. Betty Rieckmann übernimmt in ihrer Arbeit das Konstruktionsprinzip. Mehrere gegeneinander geneigte Holzlatten tragen Leuchtröhren, die den innenliegenden Raum beleuchten. Dieser wird ausgefüllt durch eine Anhäufung von Stromkabeln, aus denen das Licht sein Leben bezieht - nicht zufällig besetzt dieses technisch bedingte Element die Stelle des Herdfeuers im indianischen Zelt. (Kuratorin Dr. Maria Lucia Weigel, Kunsthistorikerin, Heidelberg / Redeauszug)
Anas hat sich als Videokünstler einen Namen gemacht. In bewusst inszenierten, im Modus der Projektion angelegten Brüchen des filmischen Kontinuums tritt Schönheit zutage, wie der Künstler es selbst formuliert. Er zitiert mit "Go west" einen Klassiker der Filmgeschichte von 1925. In den Fokus gerückt ist die Begegnung von Buster Keaton als Cowboy mit einer Kuh. Der Film, in Endlosschleife angelegt, wurde aus Ausschnitten des Originals zusammenmontiert. Die Projektionsfläche ist schwarz grundiert, wobei eine Figuration weiß ausgespart bleibt. Diese zeigt Mensch und Tier in Überschneidung, verschmolzen zu einem hybriden Wesen. Ausgangspunkt für diese Arbeit war die Inspiration durch mythische Mischwesen alt-mesopotamischer Kultur, die als monumentale Skulpturen die Eingänge heiliger Bezirke schützten. (Kuratorin Dr. Maria Lucia Weigel, Kunsthistorikerin, Heidelberg / Redeauszug)
Die Idee des ausgelobten Preises ist, jungen, hoffnungsvollen Künstlerinnen und Künstlern den Start in die Selbständigkeit durch ein Preisgeld und eine Ausstellung zu erleichtern.
Die Preisträger werden aus der Gruppe ehemaliger Studentinnen und Studenten der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe, die sich für ein Graduiertenstipendium des Landes Baden-Württemberg bewerben, ausgewählt. Die Auslobung durch die Mitglieder des Förderkreises findet im Rahmen der Eröffnung der Graduiertenausstellung im Lichthof der Akademie statt. Der Förderpreis wird im Zweijahresrhythmus vergeben.
Fotos: Axel Lotz
Alex Feuerstein (1981 in Heidelberg geb.) zeigt großformatige Gemälde in Öl und Lack auf Holz. Männer und Frauen treten uns in betonter Körperlichkeit in den Bildern entgegen. Die Menschen auf den Bildern gehen dem Müßiggang nach. Landschaftliche Formationen sind mit den Figuren verschränkt, ohne einen einheitlich lesbaren Raum auszubilden. Die Monumentalität der Bildgegenstände und Körper korrespondiert mit den Abmessungen des Bildträgers. Die harmonische, gebrochene Farbgebung ist in zahlreichen lasierenden Schichten über der Vorzeichnung aufgebracht. Wichtiger Faktor im Hinblick auf die Optik ist das Schleifen der Oberfläche. Die im Bildinhalt suggerierte Haptik und Raumtiefe wird hier in Form einer abschließenden gestalterischen Maßnahme des Künstlers wieder in die Fläche zurückgenommen. (Kuratorin Dr. Maria Lucia Weigel, Kunsthistorikerin, Heidelberg / Redeauszug) Foto: Axel Lotz
Im Werk von Johanna Broziat (1982 in Lübeck geb.) manifestiert sich das Interesse der Künstlerin am Konstruktiven in großformatigen Aquarellen. Setzungen regelhafter Strukturen sind perspektivisch ausgedeutet. Papiere werden vorab mit Punkt- und Linienrastern bezeichnet, wobei diese in der Ausführung jedoch nicht immer berücksichtigt werden. Die breite des Pinselstrichs bringt hier die geometrischen Bildelemente hervor, die wiederum als Module konstruktiver Bildsprache fungieren. Ihnen stehen als Äquivalente dreidimensionale gebaute Gebilde gegenüber, die sich aus eben solchen Modulen zusammensetzen und den sie umgebenden Raum rhythmisieren. (Kuratorin Dr. Maria Lucia Weigel, Kunsthistorikerin, Heidelberg / Redeauszug) Foto: Axel Lotz
Arthur Geptings Werk zeichnet sich durch Multimedialität aus. Plastiken monumentalisierter Alltagsgegenstände stehen neben einer Videoarbeit im Mittelpunkt. "Marble Man", ein Superheld, kümmert sich um alles Marmorne in der Welt. Folgerichtig sind Teile des Ausstellungsraumes mit eine Klebefolie überzogen, die Marmor imitiert. Die Nobilitierung, die traditionell mit dem Material Marmor verbunden ist, kehrt sich sogleich in ihr Gegenteil, wenn sich das edle Gestein als Klebefolie zu erkennen gibt. Arthur Gepting setzt diese Anspielung auf kulturell höher bewertete Genres und Gestaltungsweisen auch in seinen Boden-Wand-Objekten ein, wobei die Enttäuschung unserer Erwartungshaltung zeitnah erfolgt, indem das Material sich als Massenprodukt zu erkennen gibt. (Kuratorin Dr. Maria Lucia Weigel, Kunsthistorikerin, Heidelberg / Redeauszug) Foto: Axel Lotz
Oleg Kauz (1985 in Shchuchinsk, Kasachstan geb.) zeigt während der Ausstellung "FEST" zwei Videoinstallationen und Mobiles unterschiedlichen Formats. In den Videos "Split" und "Studio Play" wird das Spiel mit den Realitäten weitergeführt. Die mit einer Handkamera abgefilmten Requisiten des Studio-Settings werden im Verlauf der Handlung ihrer Natur nach alsdigitale Artefakte offengelegt. Nichts ist, was es scheint. Gegenstände und Körper durchdringen einander, feste Oberflächen lösen sich auf. Die Mobiles nehmen ein Repertoire an Zeichen aus der Alltagskultur auf, die in vergrößerten Dimensionen zu Ensembles zusammengestellt werden. Ihre Erstellung verdanken sie digitalen Umsetzungsprozessen. (Kuratorin Dr. Maria Lucia Weigel, Kunsthistorikerin, Heidelberg / Redeauszug) Foto: Axel Lotz
Wenzel Seibert zeigt ein vielteiliges Werk, das aus drei Gruppen von Wandbildern unterschiedlichen Formats besteht. Die mit Nessel bespannten Keilrahmen sind Träger farbiger Geschehen, die aus einem konzeptuellen Ansatz mit den Primärfarben Rot, Gelb und Blau resultieren. Jeweils wechselnde Zusammensetzungen von Farbpigmenten und Bindemitteln bringen in Textur und Farbwirkung verschiedenartige Oberflächen hervor und bestimmen die Ausdehnung von Farbe innerhalb des Bildgevierts. In seinem zweiten Werk präsentiert der Künstler eine große Anzahl von Kugelschreibern, die u.a. mit einer innenliegenden Botschaft des Künstlers versehen sind. (Kuratorin Dr. Maria Lucia Weigel, Kunsthistorikerin, Heidelberg / Redeauszug) Foto: Michael Bode
Enrico Bach (1980 in Leipzig geb.) argumentiert mit seinen Gemälden in den Widersprüchen der künstlerischen Strategie des 20. Jahrhunderts. In subtiler Chromatik führt er dabei konkrete, konstruktivistische, minimalistische ebenso gestische abstrakte Positionen auf der Fläche des Bildes so zusammen, das in einer oft bühnenmäßigen Inszenierung stets ein illusionistischer Raum entsteht. Andererseits gelingen durch die Konzentration auf eine flächenorientierte geometrische Bildsprache eigenwillige Interpretationen der klassischen Kunstgeschichte, wenn er etwa die "Nachtwache" von Rembrand van Rijn, oder "Las Meninjas" von Velazques gleichsam einer abstrakt konstruierten und zugleich dekonstruierten Analyse unterzieht. (Kurator Dr. Dirk Teuber, Kurator Kunsthalle Baden-Baden / Redeauszug) Foto: Axel Lotz
Laura Lesser (1984 in Leimen geb.) durchmisst in ihren Zeichnungen, Skulpturen und Installationen das menschliche Bewusstsein. Dabei beharrt sie auf einer strikt handwerklichen Transformation. Eigene Erzählweisen entstehen in der Tradition der Collage, mit der Seh-Sucht und der Sehn-Sucht, dem Willen zur Ordnung, immer wieder an der Grenze dessen, das geeignet ist, den Betrachter in die Irre zu führen. In zahllosen Rahmen gebannt entstehen Bilder, die sich oft portraithaft allen möglichen Bereichen der menschlichen Erfahrung anverwandeln können. Der geduldige Betrachter mag diesen Bildern eine Erzählung abgewinnen, auch wenn sie immer wieder durch Zweifel an dem Sehenden genährt wird. (Kurator Dr. Dirk Teuber, Kurator Kunsthalle Baden-Baden / Redeauszug)
Die Arbeiten von Christian Schmuck (1981 in Ulm-Söflingen geb.) scheinen weit mehr in der realen Welt verankert. Nicht nur stellen seine "Landschaften", wie beispielsweise "Brache Düsseldorf" den realen und durchaus trostlosen Ausblick aus seinem Atelier dar, sondern auch die ungewöhnlichen Bildträger verweisen auf das Arbeitsumfeld des Künstlers. Eisenplatten, Isolierglasscheiben oder Aluminiumbleche, wie sie für Hausfassaden verwendet werden, sind Fundstücke, während etwa die durch zahlreiche Ätzungen durchlöcherte Radierplatte zugleich Zeuge und Restbestand des eigenen künstlerischen Arbeitsprozesses ist. (Kuratorin Dr. Margrit Brehm, Karlsruhe / Redeauszug) Foto: Axel Lotz
Gabriele Tibi (1972 in Freiburg geb.) widmet sich in ihren Werken dem Thema "Existenz/Dasein", der Sinnsuche des Menschen und seiner Todesangst. In großformatigen Kohlezeichnungen oder Ölbildern, in denen sie meist auf alle Farbigkeit verzichtet, zeigt sie real anmutende, zeitgenössische Räume, etwa ein Schlafzimmer oder eine Gefängniszelle, aber auch Raumkompositionen, die wie in "Kolumbarium", den Blick auf die leeren Fächer freigeben, in denen noch niemand seine letzte Ruhe gefunden hat.. Sowohl inhaltlich wie auch formal erweitern Schwarzweißfotografien von leeren Himmeln oder dem sich zum Horizont dehnenden Meer das Spektrum. (Kuratorin Dr. Margrit Brehm, Karlsruhe / Redeauszug)
Wolfgang Ganter (1978 in Stuttgart geb.) ist ein deutscher Bildender Künstler. Seine Arbeiten bedienen sich oft klassischer Gemälden, deren Reproduktionen auf Diapositive oder Farbnegative mit Bakterienkulturen infiziert werden. Die aufgetragenen Bakterien ernähren sich von den Gelatineschichten des Films. Die Gelatine fungiert somit als Nährmedium. Dabei evozieren die Bakterien alle darin noch verborgenen Farben und arrangieren diese neu. Die Bilder erfahren durch die Behandlung einen vollkommenen Transfer zu einer neuen Bildlichkeit. Seine Arbeit mit Bakterien begann Ganter bereits während seines Studiums an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe. Heute erhält er weltweite Einladungen u.a. von Ökotrophologen und Mikrobiologen, um mit diesen in deren Laboren zu arbeiten.
Ulf Neumann (1978 in Kösching geb.) Agil und einfallsreich überspringt Ulf Neumanns plastisches Modellieren jede materielle Gebundenheit. Zwar erscheinen seine Plastiken wie aus massivem Beton, mit ihren delikat gearbeiteten Oberflächen umso mehr. Ein weiterer Blick auf die filigranen Gestelle, die sie tragen, auf ihre wagemutig ausbalancierten Auftürmungen oder ihr ungehindertes Schweben auf der Wand verrät jedoch, dass es sich um ›Körpertäuschungen‹ handelt. Es ist allerdings nicht diese vordergründige Täuschung, die Neumann interessiert. Ihn beschäftigt ihr bildhafter Charakter, materiell wie ideell. In diesem Sinn handelt es sich um umfangreich recherchierte Material und Denkbilder. Seine Plastiken mögen wie Versatzstücke einer vertrauten, doch unbekannten Architektur, wie Relikte oder Spolien kannelierter Wandstücke und Maßwerk erscheinen, es sind hingegen aber vollkommen freie Materialerprobungen und Neuformulierungen: Zeugen einer erfundenen Vergangenheit und somit Ausblicke auf eine andere, imaginierte Zukunft. (Kuratoren Hannah Eckstein und Christian Malycha / Ausstellung "In 7 Rooms I Junge Kunst am Oberrhein) Foto: Axel Lotz